Narzissmus verstehen: Mehr als nur Ichbezogenheit
Der Begriff Narzissmus wird heute oft oberflächlich mit Selbstverliebtheit gleichgesetzt. Tatsächlich beschreibt er jedoch eine tiefe Unsicherheit und das Fehlen eines stabilen Selbstwertes. Hinter der Fassade von Stärke und Überlegenheit verbirgt sich häufig innere Leere und die Angst, nicht zu genügen.

Was ist Narzissmus?
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung lässt sich im Kern als das Fehlen eines gesunden Selbstwertes und einer authentischen Identität verstehen. Betroffene wissen oder spüren oft nicht wirklich, wer sie sind. Während der Zugang zur eigenen Innenwelt nur schwach ausgeprägt ist, besteht eine starke Orientierung nach außen.
Nach außen zeigen sich NarzisstInnen oft überlegen oder stark. Doch hinter dieser Fassade erleben sie innere Leere, Taubheit und ein Gefühl des Verlorenseins. Man könnte sagen: Narzissmus ist ein Leiden an der eigenen Identitätsschwäche, das mit großem innerem Schmerz verbunden ist. Dieser Schmerz wird jedoch durch psychische Abwehrmechanismen abgeblockt.
Um diesen Mangel nicht zu spüren, entwickelt sich ein starker Drang nach intensiven Reizen und Erlebnissen. Besonders übersteigerte Anerkennung spielt hier eine zentrale Rolle. Narzisstische Menschen fühlen sich durch die Spiegelung in anderen lebendig und gewinnen so ein Stück Selbstwert zurück.
Enstehung von Narzissmus
Eine häufige Erfahrung in Familien ist, dass Kinder in eine übersteigerte Position gebracht und übermäßig gelobt werden. Dadurch entfällt die notwendige Auseinandersetzung mit den eigenen Grenzen. Die Kinder lernen nicht, realistische Rückmeldungen in ihr Selbstbild zu integrieren. Stattdessen werden kritische Äußerungen anderer später verdrängt oder abgewehrt.
Zugleich kann sich so eine narzisstische Dynamik entwickeln, insbesondere dann, wenn das Kind für Leistungen gelobt wird, die ihm selbst gar nicht entsprechen oder keine Freude bereiten. Es erhält damit indirekt die Botschaft: „Nur wenn ich erfolgreich bin – wenn ich gewinne, glänze, Medaillen hole – werde ich geliebt.“
So entsteht schrittweise ein mögliches Selbstbild, das immer mehr Raum einnimmt und durch die Bestätigung des Umfelds zunehmend verfestigt wird. Die eigentliche, innere Person wird dabei abgewertet und versteckt und sie wird zum negativen Gegenbild des idealisierten äußeren Selbst.
Narzisstische Dynamik
Um den narzisstischen Schmerz zu überleben, greift die Psyche zu Schutzmechanismen. Das zeigt sich etwa in:
- Distanz – ein kühles, abweisendes Verhalten
- Aktivismus – übertriebene Kompensation nach außen
- Aggression – von Trotz bis zu Zorn
- Totstellreflex – Übergehen, Überhören, Spaltung
Das Leben narzisstischer Menschen ist stark nach außen ausgerichtet. In Beziehungen lieben sie oft nicht den Partner oder die Partnerin um seiner selbst willen, sondern das, was den eigenen Selbstwert steigert.
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